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Archiv: Beiträge u. Berichte über September
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Wochenticker Nr. 39
Beitrag Nr.: 22.09.2019      

Autor:       UN - Veröffentlicht  am:   22. September 2019 - Mitteleuropäische Zeit - 13:31:36




Wie war es doch anders, das Filmen auf Reisen !


Heute ist man nur verzweifelt, wenn man auf einer Reise ist und der Akku vom Smartphone nicht mehr kann. Den meisten Menschen sind aber die Schwächen des Smartphone-Akkus bekannt und nehmen daher eine PowerBank mit auf Reise, um im Falle des Falles noch eine Reserve zu haben. Immer für die ultimative Aufnahme des Reiseerlebnisses, das dann gepostet wird.


Im letzten Satz fanden sich schon 3 Worte, die man in den frühen 1970er Jahren noch nicht im Duden standen. Smartphone, PowerBank und posten. 3 Begriffe, die heute nicht nur zum Vokabular eines jeden Jugendlichen wie selbstverständlich gehören, nein, auch älteren Semester unter uns handhaben z. B. das Smartphone neuster Generation mit einer gesunden Selbstverständlichkeit.


Schmalfilmkameras der Klasse Super 8, die nach ihrer Einführung 1965, einen Boom an Absatz erlebten, waren Apparate, deren Gewicht schon auf der Waage ohne Batterien und Film-Kassette leicht die 1400 g anzeigten. Verglichen mit den heutigen Leichtgewichten der Smartphones, müsste man meinen es waren Maschinen.


Was haben sich unserer Großväter und Väter geplagt um ein paar Reiseerinnerungen als bewegte Bilder zu bekommen. Sperrige Tragetaschen für eine Kamera, mit ausreichendem Platz für mehrere Film-Kassetten, einer Sonnenblende und für das kleinste Ding im Gepäck, noch einen Drahtauslöser, waren en vogue.


Bei so mancher Auslandsreise wurden die Inhalte auch noch vom Zoll der besuchten Länder kontrolliert. Nicht selten wurde dann auch noch ein Einfuhr-Carnet gefordert, damit bei der Rückreise die gesamte Ausrüstung wieder das Land verlässt.


Betrieb man schon als fortgeschrittener Filmer seine Kamera mit Akkus, musste noch ein Ladegerät im Reisegepäck Platz finden. 5 Film-Kassetten die an interessanten Orten belichtet werden sollten, ermöglichen gerade einmal eine Vorführdauer von ca. 20 Minuten. Ein Smartphone von heute erlaubt Aufnahmen ohne Ende, es sei denn der Akku macht schlapp.


Die Ni-Cd Akkus kannte man schon, aufladen mit einem Ladegerät ging auch an jeder vorhanden Steckdose. Und doch war es damals nicht das Gleiche. 4 oder manchmal auch 6 dieser kleinen Zylinder, die sogenannten Sekundärzellen, mit 1,2 V Spannung, mussten auf akkurate Weise in das Ladegerät für mindestens 2 Stunden gelegt werden. Heute hingegen, reicht es, eine USB-Verlängerung vom Smartphone zum Ladeadapter herzustellen, damit der fest eingebaute Li-Akku im Gerät aufgeladen wird.


Kam man früher am Zielort an, und hatte dann noch alle Reisekoffer in seiner Nähe, galt es als Erstes, eine sichere Verwahrung des Film-Equipments auszumachen. Ständig 3 Kg mit sich herum zu schleppen, war ja nicht das Ziel der Reise und stand nie im Vordergrund. Doch Begehrlichkeiten auf merkwürdig gestaltet Taschen regten nervöse Finger am Zielort schnell an. Und so manche dieser Finger, erwiesen sich als recht lang.


Bei schönsten Wetter und vielen Farben in der Natur, wurden die pittoresken Orte aufgesucht. In der Stadt wo es an Menschen nur so wimmelte und die Schatten den Kontrast der Gebäude anhob, da galt es nun den Film zu drehen. Die eigene Kleidung war dem neuen Umfeld noch nicht ganz angepasst, aber etwas leichter als zuhause. Schließlich lud das Klima mit seiner Temperatur zur luftigen Bekleidung ein. Nun aber kam der Schock, vor dem Ausgang des Hotels, mit dem ersten Blick in den Spiegel. Am Hals der Gurt, mit einer unpässlichen Tasche an der Taille, in der furchtbaren Farbe schwarz.


Ein Zurück war nicht möglich und so wurde jeder Erkundungsgang für schönen Filmszenen zum Spießrutenlauf. Entnahm man zudem noch der Tasche die schwere Kamera, flatterte dieser Koffer am Körper mit jedem Schritt hin und her. Was zuvor der Trägheit geschuldet war nun dahin.


Das unbeholfenen fuchteln, mit dem pistolenartigen Gerät namens Filmkamera, versetzte jeden Bürger des Ortes in aufmerksame Haltung. Der Fremde, der da, der hat auf einmal ein Ding in der Hand und man fragt sich: Was ist das ? Die Szene kippte, der Charme verflog schon allein deshalb, weil ein unheimliches Auge urplötzlich aus der Hand des Fremden auftauchte. Eine schwarze Katze, es hätte ja sein können, war es eben doch nicht.


So oder so ähnlich ging es den meisten Amateurfilmern auf Urlaubsreise. So wurden im Laufe der Jahre doch die selbst ernannten Regisseure vorsichtiger und vermieden aufdringliche Blicke. Die Filmszenen wurden etwas dezenter angelegt. Wen wunderte es, denn man selbst wurde schon - bedingt durch den Boom, den die Filmbranche erlebte - abgelichtet, ohne Rücksicht. Man kannte das Gefühl des aufdringlichen


Die heutigen Geräte, sind da dezenter obwohl nicht weniger rücksichtslos, wenn vom Fotografen Straßen- oder Marktszenen aufgenommen werden.


Als eine der raffiniertesten Erfindungen dürfte daher der Selfie-Smartphonehalter (Stick) sein, jene Teleskopstange, mit der man ein Smartphone ca. 1 Meter vor sich her tragen kann, um so die eigene Anwesenheit am Standort festzuhalten. Genial, zumal diese Anwendung es dem Benutzer ermöglicht, nicht aufdringlich gegenüber anderen zu wirken.


Es war schon ein Fortschritt, eine Filmkassette in wenigen Sekunden austauschen zu können, heute ist so etwas kaum vorstellbar. Ein Smartphone als Filmkamera mit Internetanschluss genutzt, das ist schon fantastisch.


UN     




Dieser Beitrag als Wochen Ticker unterliegt dem Copyright © vom sappam.


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Wochenticker Nr. 38
Beitrag Nr.: 16.09.2019      

Autor:       UN - Veröffentlicht  am:   16. September 2019 - Mitteleuropäische Zeit - 22:11:27




Lohnt es sich, die Exponate die im Museum eingehen zu reinigen ?


Patina soll ja das Alter und den Gebrauch einer Sache dem Betrachter vermitteln. Patina ist aber auch das Zeichen des Vergänglichen, zugleich aber auch das Zeichen eines langsamen Alterns. Wer kennt es nicht, das kupfergrüne Kirchturmdach.


Projektoren oder Amateurfilmkameras die beim sappam eingehen sind in der Regel gut gepflegte Objekte, schon deshalb, weil die Anbieter bzw. Spender sich bewusst sind, dass hier - im Museum - noch eine sinnvolle Verwendung ansteht, die auch etwas strahlendes aussagen soll.


Die Vergangenheit, sichtbar als Charakteristik, wie Kratzer im Lack, Beulen und eingestaubten Ecken eines Apparates, verrät die Nutzung und den Gebrauch. Ja sogar die Pflege und Wertschätzung der Sache.


Nicht selten erreichen uns Apparate, die mit einem Nikotin-Überzug eingehen, Zeichen einer langen Lagerung im offenen Raum in einem Raucherhaushalt. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, bedenkt man, die Sitten der 1970er Jahre erlaubten dieses noch ohne Kommentar.


Auch gut eingelagerte Apparate litten nach ihrer abermaligen Entdeckung nicht selten an ausgelaufenen Batterien, die schon kristalline Säurepartikel entwickelt hatten. Was als unangenehme Nebenerscheinung bei der Eingangskontrolle im Museum sichtbar wurde, zumal die entstandenen Salze dem Korrosionsfraß, auch nach der Entfernung aller aufgedunsenen Stromzellen, schleichen weiter geht lässt.


Dass Schmalfilmkameras oder Projektoren meist dann abgeschoben wurden, in Schränke oder Dachgewölbe, manchmal auch in feuchte Keller, verdanken diese Objekte dem Fortschritt in der Technik oder der dringenden Notwendigkeit einer offensichtlich anstehenden Reparatur. Klassisch wäre der Fall: Lampenwechsel im Projektor.


Ach die immer höher werdenden Kosten für Filmmaterial trugen in den späten 1970er Jahren dazu bei dem Hobby ein Ende zu bereiten. Das Magnetband der Video-Camcorder, welches zudem eine längere Aufnahmezeit ermöglichte, gab dem Amateurfilm keine Chancen zu Überleben.


Unter diesen Umständen, zeigen sich auch heute noch die Merkmale all der Apparate, die im Museum eingehen. Super 8 Filmkameras sind oft noch mit einem nicht abgedrehten Film im Filmfach versehen. Auch bergen die mitgelieferten Bereitschaftstaschen nicht selten original verpackte Filme, deren Verfallsdatum in den frühen 1980er Jahren liegen.


Als Museum listen wir die vorhandenen Apparate und lagern diese fachgerecht ein. Eine oberflächliche Reinigung wird dann vorgenommen, wenn dadurch die äußere Ansehnlichkeit benachteiligend wirkt, was nur dann der Fall ist, wenn es sich offensichtlich um Flugstaub oder unübliche Verschmutzungen handelt.


Bei Projektoren, ist diese letztlich angesprochene Verschmutzung oft merklich, da schon zu Zeiten des Gebrauchs einiges an Verunreinigungen anfiel, durch Abrieb von Film und anderen beweglichen Teilen oder durch die Hitzeentwicklung des Leuchtmittels.


In der Summe kann festgestellt werden, dass eine oberflächliche Reinigung der Apparate nach Eingang und danach regelmäßig erfolgt, während ein Nachbessern von beschädigten Flächen oder Farben, nicht erfolgt. Patina, die für ein Exponat typisch ist, bleibt weitgehend erhalten.


Wie immer gibt es auch hier Ausnahmen, wie zum Beispiel: Flecken ausgetretener Fette, die insbesondere an Objektiven der Filmkameras auftreten können, wenn diese über Jahre hinweg in liegender Position lagerten.


Auch ausgequollene Kleber an den Rändern von Schildern oder Belederungen werden um des ansehnen Willens entfernt. Was nicht geprüft wird, ist die Funktionalität der Apparate. Doch gehen wir davon aus, dass ca. 2/3 aller Exponate eine Funktionsprüfung bestehen würden.


Bei kinematografischen Apparaten ist die interne Beschädigung durch Feuchtigkeit oder Schimmelbefall schon immer der größte Feind gewesen. Nur dies zu beseitigen impliziert oft die Zerlegung des betroffenen Apparates, eine Aufgabe das sappam als Museum im Rahmen seiner Exponatepflege und aller vorhanden Möglichkeiten nicht übernehmen kann. Hier müssen andere Maßnahmen ausreichen.


UN     




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Wochenticker Nr. 37
Beitrag Nr.: 09.09.2019      

Autor:       UN - Veröffentlicht  am:   09. September 2019 - Mitteleuropäische Zeit - 17:30:16




Je größer umso schwerer, die Vario-Objektive der Filmkameras.


Manchmal sah es oft so aus, als würden die Amateure sich am Durchmesser ihrer Filmkamera messen wollen. Das war in den Zeiten des Booms, Mitte der 1970er Jahre. Es konnten damals wirklich nur noch Filmkameras mit Zoom-Objektiv gekauft werden.


Die Hersteller haben erkannt, dass mit ihren Apparaten nicht nur ein Image, nein auch ein Statussymbol bedient werden kann. Eigentlich schade, dass dem so war ! Aber es war tatsächlich oft sehr peinlich, wenn ein Amateur einen Apparat in Händen hielt, der mit einem Objektiv von über 70 mm Durchmesser, in der Fremde, durch die Straßen und Märkte zog, um unaufgefordert zu filmen. In vielen dieser Fälle wurde es einfach nicht erkannt, das damit ein nicht sehr schmeichelhafter Eindruck bei der heimischen Bevölkerung hinterlassen wurde.


Mit der Einführung des Vario-Objektivs, im Volksmund auch als Zoom-Objektiv bekannt, konnte dem Amateur des Films ein Objektiv an die Hand gegeben werden, dass eine beeindruckende Vielfalt an unterschiedlichen Szeneneinstellungen ermöglichte, ohne großen technischen Aufwand betreiben zu müssen.


Auch das Absetzen der Kamera während des Drehs, wie es noch die Turret-Kameras erforderten, blieb aus. Mehr noch, durch die Elektromotorisierung der Filmkameras konnten längere Filmszenen gedreht werden, was die Federwerkkamera nicht zu leisten vermochte.


Die Ansprüche an Qualität eines Zoom-Objektivs in der Serienproduktion, konnte die Industrie in den 1960er Jahre schon erbringen. Auch Brennweiten und Lichtstärken, wesentliche Merkmale eines Vario-Objektivs, wurden in den 1970er Jahren immer mehr optimiert. So wurde aus dem anfänglich angebotenen 3-fachen Zoomfaktor der 6 bis 8-fache Faktor zu Standard. Es waren jene Objektive, mit einem äußeren Durchmesser von 55 bis 58 mm, die die Kameras trugen.


Es ging bei manchen Modellbezeichnungen so weit, dass darin schon der Zoom-Faktor erkenntlich war. Ähnlich der Begriff "Reflex" oder schlicht der Kennung "R", als sichtbares Zeichen der eingebauten Eigenschaft.


Die auch im semiprofessionellen Bereich einsetzbaren Filmkameras wurden schon mal mit Zoom-Objektiven ausgestattet und dann einen 10-fachen oder höheren Faktor an Brennweitenverstellung auswiesen. Bekannt war das mächtige Objektiv an der Bauer Tonfilmkamera S 715 XL, mit dem ausgezeichneten Angenieux Objektiv - 15-facher Faktor. Das Modell 5008 S MS von Beaulieu mit dem Schneider-Kreuznach-Objektiv und seinem Zoomfaktor von 11,6.


Japanische Ausführungen mit erstklassigen Objektiven waren die Rokkor Objektive der Minolta-Serie Autopak 8 mit dem entsprechenden D10 (675 g) bzw. D12 Objektiven. Das Zoom-Objektiv an der Filmkamera R 10 von Nikon ist heute noch gleichermaßen begehrt. Nicht zu vergessen das Objektiv der Fujica ZC 1000, das an der Single 8 Maschinen eingesetzt wurde - leider fehlt dem sappam noch dieses Modell, Anmerkung der Red.


Die Hersteller großer Stückzahlen an Schmalfilmkameras, wie Cosina oder Chinon in Japan, brachten einige Modelle auf den Markt, deren Zoom-Objektive den Faktor 10 an Brennweitenverstellung aufwiesen. Chinon bediente dann auch Deutschland damit, in diesen Fällen dann unter dem Markennamen der Importeure Photo Porst oder Quelle AG, Letztere allerdings mit dem Label "Revue".


Wer sich unter den japanischen Herstellern in Deutschland rar machte, waren die Marken Carena und Nalcom, an deren Filmkameras die sehr begehrte Shinsei Zoom-Objektiv verbaut wurden. Da seien nur die Modelle Carena Zoommex 7710 IM und die Nalcom FTL 1000 genannt, beide Ausführungen für Wechselobjektive.


Dass diese mächtigen Objektive auch Nachteile hatten, war schon allein dem Gewicht geschuldet. Die Möglichkeiten die Filmszene sehr nah heranzuholen bedurfte doch einiger Erfahrung beim Dreh. Ungeachtet dessen, dass der Einsatz eines Stativs zur Bedingung wurde.


Der Lange Weg zwischen Weitwinkelaufnahme und maximaler Brennweite bei 70 mm im Telebereich ließ nicht nur die Perspektive stark ändern, auch der letztlich ausgewählte Bildausschnitt forderte vom Kameramann eine gewisse Weitsicht, um dem späteren Zuschauer bei der Vorführung nicht zu irritieren. Aus langen Gegenständen wurden auf einmal kurze. Ein nicht immer glücklicher Effekt, der dem Objektiv geschuldet ist.


Daher galt es zu vermeiden, dass solche extremen Zoom-Fahrten nicht in der Längsachse zum Objektiv zu filmen, sondieren, wenn möglich mehr quer zur Kamera aufzubauen bzw. abzubauen. Klassisches Beispiel war: eine Detailszene in eine Panoramaaufnahme über zuführen.


Nahm man diese Eigenschaften der mächtigen Zoom-Objektive zur Kenntnis, wurde schnell klar, dass der Zoom-Bereich zwischen 7,5 mm - kleiner Weitwinkel - und Telebereich von 45 mm, somit ein 6-facher Faktor erreicht wurde, durchaus reichte, um einen ruhigen und bildstabilen Film zu drehen. Allein einige Trickfunktionen, die an den etwas besser ausgestatteten Filmkameras, mit 8-fachen Zoomfaktor, verbaut wurden, fehlten dann.


Und doch kann gesagt werden, dass die schweren Objektive, von denen wir hier anfänglich sprachen, aus technischer Sicht Wunderwerke darstellen. Denn, die Berechnungen solcher Linsensätze war damals noch alles andere als einfach. Der Zusammenbau bedurfte ebenfalls großer Sorgfalt und Präzision, was hier einmal gewürdigt werden soll, denn dies fand vor 50 Jahren kaum Beachtung.


So gesehen, und nur so, darf der Angeber, der seine Filmkamera mit solch einem Glasauge durch die Welt trug und so manchem Erdenbürger ungefragt ablichtete, eine Entschuldigung erfahren. Auch wenn derartige Auftritte die Würde vieler Mitmenschen rücksichtslos verletzt wurden.


UN     




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Wochenticker Nr. 36
Beitrag Nr.: 02.09.2019      

Autor:       UN - Veröffentlicht  am:   02. September 2019 - Mitteleuropäische Zeit - 23:54:06




In Zeiten der Akkus:
Strom aus einem Behälter war schon immer faszinierend.



Kaum zu glauben, aber 1938 ist es zur Gewissheit geworden, dass ca. 220 Jahre vor Christus, schon die sogenannte Bagdad Batterie bekannt war. Ein stromspendender Artefakt, der für viele unter uns heute tatsächlich unbekannt geblieben ist.



Wir haben es dem österreichischem Archäologen Wilhelm König (Archäologe und Direktor des Nationalmuseums in Bagdad - Irak) zu verdanken, der durch seine akribischen Arbeiten in Kuhjat Rabu´a in der Nähe von Bagdad, unter den 1936 gemachten Funde, die vermutlich erste Trockenbatterie wieder entdeckte.


Der gefundene Tonbehälter (Terrakotta), nicht sehr groß, mit seiner Höhe von 18 cm, war mit Bitumen versiegelt, aus dem ein Eisenstab hervorragte. Dieser sich aber seinerseits in einer Kupferkartusche befand. Erst einige Jahre später (1938- 1940), nach weiteren forschenden Arbeiten in den USA und Deutschland, wurde anhand eines Nachbaus des vasenähnlichen Gefäßes und seinem Inhalt, unter Verwendung von Traubensaft als Elektrolyt, tatsächlich eine elektrische Spannung zwischen 0,8 u. 1,5 Volt, messbar nachgewiesen.


Die Arbeiten von Lugi Galvani (1737-1798) und Alessandro di Volta (1745-1827), beide in Italien in den Jahren 1786 - Galvani bzw. 1799 di Volta forschend, zeigten, dass bestimmte Flüssigkeiten und Metalle, wenn diese mit bestimmten Stoffen voneinander isoliert werden, dennoch miteinander reagieren und dabei eine elektrische Spannung erzeugen.


Diese Entdeckungen, man müsste eigentlich sagen "Wiederentdeckungen", stellen noch heute die Grundlage einer jeden elektrochemischen Zelle dar, mit der elektrische Spannung erzeugt werden kann.


Es dauerte noch einige Jahre, es war 1836, als der Telegraf zwischen den USA und England aufgebaut wurde, als der Physiker Daniell, eine stabile Batterie als eigenständiges Element mit geringen Selbstentladungseigenschaften vorstellte und daher erfolgreich eingesetzt werden konnte.


Der weitverbreitete und umgangssprachliche genutzte Begriff "Batterie" für eine einzelne Zelle ist aus technischer Sicht falsch, besonders dann, wenn damit nur eine Stromzelle gemeint wird. Klassisches Beispiel ist immer wieder, die Aussage: eine 1,5 V Mignon Batterie.


Der Begriff "Batterie" kommt vom Militär, wo mehrere Geschütze zusammengestellt, als eine Batterie bezeichnet werden. Vermutlich rührt es daher, dass in Anlehnung an diese Art der Aufstellung mehrerer Stromzellen, die dann in Reihe geschaltet, eine höhere Spannung liefern können.


Korrekt wäre es also, eine Batterie erst als eine solche zu bezeichnen, wenn ein Aufbau aus mehreren elektrochemischen Zellen besteht. Typisch hierfür wäre eine Taschenlampe, die, sagen wir, mit 2 Baby-Zellen, hintereinander im Griff der Lampe angeordnet, eine Spannung von 3 V der Glühbirne spenden.


Dem Amateurkameramann, der in den Anfängen des Schmalfilms mit dem Pathe 9,5 bzw. Normal 8 Formate arbeitete, als die Kameras noch mit Federwerk den Filmtransport möglich machten, wurde erst um 1960 herum eine Filmkamera mit einem Elektromotor an die Hand gegeben. In Europa bot als Premiere Eumig diese Lösung an, wobei eine 4,5 V Zink-Kohle-Batterie als der Energiespender eingesetzt wurde.


Die immer besser werdende Technik im Mini-E-Motorenbau kam dem Kamerabau und somit dem Filmamateur sehr entgegen. So konnte mit einer Batterie von 4 x 1,5 V-Zellen (4 Zellen vom Typ AA, auch Mignon genannt), ausreichenden Energie bereitgestellt werden, die auch noch in einem kalten Umfeld - Winter - ausreichte, um mehrere Filme à 15 m bei 18 B/s problemlos durchzog.


Mit der Einführung der E-Motor angetrieben Schmalfilmkameras, zogen auch die elektrisch unterstützen Belichtungsmesser ein. Bekannt als CdS und etwas später als TTL ersetzten diese den Selen-Wiederstand im Kamerabau. Anders als die erforderliche Spannung von 6 V für den Filmtransport, wurde mehrheitlich der Belichtungsmesser mit 1,37 V PX-Knopfzellen (Silberoxid) betrieben.


Die Alkaline-Mangan-Zellen, mit ihrer höheren Energiedichte im Vergleich zur Zink-Kohle Zelle, als Batterie zusammengestellt, boten dem Amateurfilmer noch mehr Energiereserve an, die zudem noch für das Motor-Zoom in den Kameras mit Varioobjektiv ausreichte. Selbst die Stromfressenden Slow-Motion Gänge, mit 32 oder 48 B/s wurden bei kurzem Gebrauch möglich.


Alle japanischen Amateurfilm-Kamerahersteller ließen nicht auf sich warten und nahmen konsequenterweise ihre Federwerk-Apparate sehr schnell aus dem Lieferprogramm. Diejenigen, die es nicht schafften, oft aus Kostengründen, den Trend zum E-Antrieb zu bewältigen, wurden vom Markt verdrängt. Eine der bekannteren Marken mit hochwertigen Apparaten war Arco.


Die sogenannten Akkus, jene Stromspeicher, die wiederaufladbar sind, kamen mit ihrer nun verkleinerten Abmessung, als AA Typ, in den 1970er Jahren beim Filmamateur an. Nizo/Braun AG ließ wissen, dass mit Akkus, durchaus Kosten gespart werden können. Akkus liefern allerdings nur 1,2 V pro Zelle, sodass nun 6 Zellen im Batteriefach der Filmkamera untergebracht werden mussten.


Die Griffe wurden daher etwas größer und voluminöser im Aufbau, wenngleich jeder Wiederaufladevorgang mittels Ladegerät, doch 1 bis 2 Stunden dauerte.


Der Amateurfilm-Boom machte es möglich, dass Mitte der 1970er Jahre die ersten Tonfilmkameras dem Amateur angeboten wurden. Die zur direkten Tonaufnahmen hierzu erforderlich Elektronik, die in der Kamera verbaut wurde, konnte ebenfalls mit einem Batteriepaket, bestehend aus 6 Akku-Zellen arbeiten.


Diese wiederaufladbaren Stromspeicher, Zellen auf Nickel-Kadmium (Ni-Ca) wurden nun gerne eingesetzt, da ein Nachladen mehrere Zyklen erlaubte. Die Erkenntnis der schwierigen Entsorgung unbrauchbar gewordenerer Akkus bedingt durch den giftigen Kadmium-Anteil, brachte diesem Stromspeicher 2017 in der EU das Aus. Die weniger umweltschädlichen Zellen, in der Ni-MH (Nickel-Metallhydrid) Ausführung, bzw. die neuartigen Lithium-Akkus ersetzten mehr und mehr die Ni-Ca Stromzellen seit 2004.


Zum Schluss noch ein paar Worte zur Knopfzelle vom Typ PX die bei Filmkameras zur Stromversorgung des Belichtungsmessers eingesetzt wurden. Einige Amateurfilmkameras benötigten mehr als eine 1,37 V Zelle. In solchen Fällen lieferte die einschlägige Industrie Zusammenstellungen, die dann bis zu 2,7 V abgaben. Heute sind diese PX-Zellen nicht mehr erhältlich, was den unverdrossen Schmalfilmer in Bedrängnis bringt.


Zu diesem Thema gibt es kaum anpassbare Alternativen, auch wenn hier und da Adapter angepriesen werden, die dann mit Widerständen arbeiten um die 1,37 V Nennspannung für die werksseitig korrekt justierte Belichtungsmessung zu erreichen.


UN     




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Es wird darauf hingewiesen, dass die hier verwendeten Markennamen den jeweiligen Firmen als Eigentümer gehören, dies sind im Allgemeinen: Warenzeichen, Marken oder patentrechtlich geschützte Bezeichnungen.



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